christin_reuter schreibt unter Wie definieren wir Familienbildung:
Evangelische Familienbildung begleitet Familien in ihren unterschiedlichen Formen und Phasen. Sie gibt Orientierungshilfen in sozialen, gesellschaftlichen und religiösen Bezügen und zeigt auf, dass Lernen Spaß macht!
Sie ermöglicht gruppenbezogenes Lernen und regt Selbstbildungsprozesse an, wobei die Teilnehmer*innen Kirche als Gastgeberin und Unterstützerin erleben. Die Ev. Familienbildung unterstützt die Aneignung von Wissen und Kompetenzen, die Familien zur gelingenden Gestaltung ihres Alltags brauchen. Sie bietet Lebensorte, die Zeit und Raum für neue Erfahrungen, Mitmenschlichkeit, Begegnung, Selbstreflexion, Kreativität geben, jenseits von der Optimierungsmaxime. Durch verschiedene Inhalte, Methoden und Formate, werden die Familien lebenspraktisch und bedarfsgerecht in ihrem Alltag unterstützt und entlastet. Sie berät und unterstützt Kirchengemeinden auf ihrem Weg zur familiensensiblen, generationsfreundlichen, familienkompetenten Gemeinde. Ebenso bildet Ev. Familienbildung Fachkräfte für familienorientierte Arbeit fort.
Familie besteht da, wo Menschen verlässlich Verantwortung füreinander übernehmen, im Austausch miteinander sind und sich liebevoll begleiten. Evangelische Familienbildung gibt Impulse für eine wertorientierte Erziehung und Lebensführung. Im EKBO Bildungsbericht wird die Ev. Familienbildung als wesentliche Querschnittsaufgabe benannt, denn sie wendet sich an alle Generationen in ihren Lebenszusammenhängen, ermutigt sie, sich selbst zu entwickeln und Gemeinschaft zu gestalten.
Ev. Familienbildung betrachtet Familien als System und nimmt dabei innerhalb des Systems ihre einzelnen Singularitäten in den Fokus. Durch diese systemische Perspektive und das Aufsetzen der „systemischen Brille“ wird eine ressourcenorientierte Sicht, ein Blick auf das Ganze und das Verstehen der Beziehungskonstrukte in der Familie möglich.
Die Rahmenbedingungen von Ev. Familienbildung lassen sich aus drei Perspektiven betrachten:
(1) Gesetzlich, wie Andreas Zieske bereits erwähnt hat, im SGB VIII § 16 zur Förderung der Erziehung in der Familie finden, zudem aber auch im Grundgesetz Artikel 6, welche Familien unter „besonderen Schutz staatlicher Ordnung“ stellt.
(2) Auch aus gesellschaftlicher Perspektive gibt es eine hohe Relevanz. Ev. Familienbildung findet in der Gesellschaft statt, in dem das familiäre Zusammenleben vielfältig ist, es eine hohe Zahl von Alleinerziehenden, älteren Menschen und in Berlin ein dynamisch wachsender Anteil von Kindern und eine hohe Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Die „relative“ Armut in Berlin steigt (im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen) und damit steigt auch der Verlust oder Mangel an gesellschaftlicher und kultureller Teilhabe inklusive verminderter Bildungschancen. Die Bildung wird in unserer heutigen Gesellschaft großgeschrieben und entscheidet über Lebenschancen. Bildung ermöglicht es, ein eigenständiges Leben zu führen und seine eigenen Potenziale zu erkennen und zu nutzen. Lernen und Bildung sind Voraussetzungen für verantwortliches Handeln und Teilhabe in der Gesellschaft. – Dazu trägt Ev. Familienbildung wesentlich bei!
(3) Und nicht zuletzt gibt es die kirchlichen Rahmenbedingungen. „Familie ist der erste und wichtigste Bildungsort.“ Das wurde bereits auf der 3. Tagung der 11. EKD-Synode 2010 konstatiert. Ebenso können wir davon ausgehen, dass alle Menschen eine Familie haben – in welcher Art auch immer- und zu einer Familie gehören. Bereits im Schöpfungsbericht steht: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“